Früher nutze man sie als Arbeitstiere um Äcker zu pflügen und Kutschen zu ziehen, sie wurden als Prestigeobjekt genutzt, mit ihnen wurden Kriege gewonnen … Und so manches Pferd wurde besser behandelt als die eigenen Kinder. Nicht selten hing von Pferden das Überleben ab.
Pferde waren damals schon teuer. Es wurde Wert auf ihre gute Ausbildung gelegt, ob als Zugpferd oder zum Militäreinsatz, es kostete Zeit und Geld, um eine etwas längere Haltbarkeit zu erreichen. Natürlich war damals auch nicht immer alles Gold, was glänzte, jedoch hatten die Vierbeiner einen hohen Stellenwert.
Heute sind Pferde vorwiegend im Sport,- und Freizeitbereich eingesetzt. Viele Pferde werden von ihren Besitzern geliebt. Artgerechte Haltung, eine gute Ausbildung von Reiter und Pferd, gut passende Sättel, bestes Futter, aller möglicher Schnickschnack . Für das Wohl vieler Pferde ist bestens gesorgt. Glücklicherweise hat sich da viel getan. Es werden sich viele Gedanken über pferdegerechte Haltung und Ausbildung gemacht und ein großer Teil unserer Freizeitreiter haben sich zum selbstständig denkenden Reiter entwickelt.
Glückliche Pferdemenschen, glückliche Pferde, der Idealfall. Doch die Pferdewelt ist nicht immer idyllisch.
Schlachtfohlen werden unter grausamsten Umständen von ihren Müttern getrennt und auf einen noch schlimmeren Transport zu gehen. Die Filets landen dann für 30,- /kg auf den Tellern der Feinschmeckerrestaurants. Um die Subventionen einzukassieren, werden Pferde, unter elenden Umständen, quer durch Europa gekarrt. Ein lohnendes Geschäft.
Im Sportbereich haben sie zu funktionieren. Es geht auch hier um Geld. Immer geht’s ums Geld. Betrachte man sich nur ein hochklassiges Springturnier. Was, da alles so an einen Pferdekopf Verwendung findet, um es noch lenken und bremsen zu können. Die Kreativität kennt hier kaum Grenzen. Natürlich gibt es auch viele Positivbeispiele aus dem Profibereich, aber leider überwiegen die unschönen Bilder. Schneller, weiter, höher. Erzielen sie nicht die Leistungen die man von ihnen erwartet -weg damit. Und außerhalb des Profilagers im Freizeitbereich?
Es wird dem Profibereich auch fleißig nachgeeifert. Über Sinn und Unsinn mancher Hilfszügel und fragwürdiger Reitmethoden machen sich aber “Gott seis gedankt” immer mehr Pferdemenschen Gedanken.
Der Traum vom eigenen Pferd ist heute durchaus realisierbar. Jedoch sollte der Anschaffungspreis möglichst gering sein. Pferde bekommt man heute ja auch schon relativ günstig. Was, wenn der Vierbeiner nicht den Vorstellungen, die man hatte, entspricht?
Geringer Preis, die Ansprüche sind aber, vor allem an Freizeitpferde, sehr hoch gesteckt.
Leider spiegelt aber der Umgang mit Pferden auch die Mentalität unserer heutigen Wegwerfgesellschaft wieder.
Vorneweg, es ist ja kein Verbrechen ein Pferd zu verkaufen. Manchmal kann dem Pferd nix Besseres passieren, jedoch oft ist es keine überlegte Entscheidung zum Wohl für Pferd und Mensch, sondern schlichtweg eine bequeme Endlösung.
Der Gaul bockt, zickt, erfüllt die hochgeschraubten Erwartungen nicht. Arthrose, Hufrollentzündungen, Kissing Spines. Warum für etwas bezahlen, und wir reden hier nicht von 3,50,- im Monat, dass man nicht mehr einsetzten, kann? Unreitbar – unverwendbar. Beistellpferde – der Markt wird überschwemmt damit. Es muss fairerweise gesagt werden, dass manch Mensch und Pferd hier schon eine Odyssee hinter sich haben. Aber wenn Trainer und Tierärzte mit ihrem Latein am Ende sind, wie viel soll man denn noch in das Pferd reinstecken?
Ja, eine gute Ausbildung kostet Zeit und Geld. Jedoch lohnt es, in sie zu investieren. Es geht hier nicht um Galoppwechsel und höher, schneller, weiter. Eine pferdegerechte Ausbildung reicht, um einen verlässlichen, gesunden Partner an seiner Seite zu haben.
Text u.Idee: Michael Geitner /Schmid
Thema: Lasst sie spielen!
Beitrag: Warum ist es so wichtig Fohlen die Möglichkeiten zu bieten mit Artgenossen aufzuwachsen? Spielen und toben dürfen und ihren Bewegungsdrang voll entfalten zu können. Das ist nicht nur absolut klasse anzusehen, das hat schon alles seinen Sinn.
Pferde sind, besonders in ihrer Kindheit – und Jugendphase sehr neugierige Tiere. Hat natürlich auch seinen Grund. Neugieriges verhalten trägt dazu bei, Objekt – Raum – und Bewegungskenntisse
zu lernen und diese zu auszubauen. Auch Fohlen müssen die sozialen Strukturen in einer Herde erst kennenlernen. Wäre Neugierde und Spieletrieb nicht ausgeprägt, würden sich die weiteren Überlebenschancen reduzieren. Als Fohlen und Youngsters sind diese beiden Komponenten sicherlich am besten ausgeprägt, doch bis zu einem gewissen Grad bleibt das erhalten, darum kann man Pferde z.T. bis ins hohe Alter spielen und toben sehen.
Solche Tobespiele bergen aber auch Gefahren. Trotz des Risikos eines gebrochenen Beines oder einer Wunde spielen und toben sie. Der Nutzen, den sie daraus ziehen ist, überlebenswichtig – Fohlen lernen.
Allerdings müssen zwei Faktoren die die Neugier und den Spieltrieb wecken vorhanden sein. Das eine ist die Anregung und das andere die Sicherheit das sogenannte entspannte Feld!
Fehlt eines der beiden, wird das Fohlen deutlich weniger neugierig sein und der Spieltrieb wird stark eingeschränkt.
An erwachsenen Pferden, die in monotoner Boxenhaltung eingesperrt sind und keine Anreize, durch Umwelteinflüsse oder Artgenossen haben, kann weder Spieltrieb noch Neugierverhalten beobachtet werden. Schlimmer noch, es kommt zu Stereotypien, also Verhaltensstörungen, bis hin zur Depression. Wie schlimm würde sich das auf Fohlen auswirken. Lässt man Fohlen ohne Artgenossen, Umweltreize und Bewegungsmöglichkeiten aufwachsen, würde das lebenslange negative Auswirkungen auf sein Lernverhalten haben.
Fehlt einem Fohlen die Sicherheit der Umgebung und der Herde, werden Angst und Fluchttrieb die dominierenden Faktoren sein, Neugier und Spieltrieb verlieren an Bedeutung und treten in den Hintergrund. Wer will das seinem Baby schon antun?
Ist das entspannte Feld jedoch gegeben, können sich Spieltrieb und Neugierverhalten entfalten und das Pferd lernt automatisch.
Fohlen, die mit vielen Eindrücken und Umweltreizen aufwachsen, viele Anregungen hatten, lernen in ihrem späteren Leben deutlich besser, als die Armen denen das nicht vergönnt war.
Besonders auch in der Jugendphase der Pferde wird das soziale Lernverhalten geprägt und ist entscheiden für ihre zukünftige Verträglichkeit mit anderen Pferden. Das Lernvermögen des Gehirns bleibt bis ins hohe Alter bestehen, wenn auch nicht mehr ganz so gut. Deshalb sollte man aber auch beim erwachsenen Pferd die Umgebung weder räumlich noch sozial beschränken.
Das Pferd braucht Anregungen und Artgenossen, um Interesse zeigen zu können. Aber nicht nur das Lebensumfeld auch das Training muss, um gut lernen zu können, die Aufmerksamkeit des Pferdes wecken, sonst lernt das Gehirn weniger gut.
Die Sicherheit kann im Lebensumfeld des Pferdes die Herde bzw. die Artgenossen bieten. Beim Training ist das der Mensch.
Quelle:Norbert SACHSER
Neugier, Spiel und Lernen
Verhaltensbiologische Anmerkungen zur Kindheit
Zeitschrift für Pädagogik 50 (2004) Nr. 4, S. 475 – 486