Es gibt diesen Typ Pferd, der vor allem und jedem Pippifatz erschrickt. Haben Sie auch so ein Exemplar?
Nach knapp zwei Minuten könnte man meinen, es hätte einen dreistündigen Saunaaufenthalt hinter sich. Der Ausdruck in seinem Gesicht, als wäre es einer Horde pferdefressender Monster begegnet und es ist der felsenfesten Überzeugung, es wird die nächsten Augenblicke nicht überleben … Sie oben drauf, manchmal nicht weniger ängstlich.
Dabei sind sie gerade mal 5 Minuten mit ihrem Pferd im Gelände unterwegs. In der Sicherheit der Halle oder des vertrauten Umfeldes geht es noch. Vielleicht findet es die täglich gewohnte Routine kein Problem, sogar über Flattervorhang und Raschelsack kann
verhandelt werden. Halle –angespannt, aber händelbar. Alleine Ausreiten? Unmöglich.
Was tun? Sie sind mit Ihrem Latein am Ende. Alles probiert.
Das hat, zu Ihrer Beruhigung, nicht immer was mit mangelndem Pferdeverstand zu tun oder damit, dass ihr Pferd Sie nicht mag, sondern damit, dass sich Ihr Pferd in einem Zustand befindet, aus dem es sehr schwer rauszuholen ist. Als Fluchttier, mit einer ständigen Angst gefressen zu werden,
müssen Sie da erst mal zu ihm durchdringen, es zum Zuhören bringen. Es muss bereit sein Ihnen zuzuhören, um dann in solchen Situationen gelassener zu werden. Weniger Angst zu haben.
Wie das funktioniert? Hirn einschalten. Nicht Ihres, ich geh davon aus, dass dieses hellwach ist, sondern das des Pferdes. Eigentlich trifft der Begriff „Umschalten“ es besser.
Die Mandelkerne, zwei kleine, für Angst nicht unwichtige und zuständige Teile im Gehirn des Pferdes, machen Ihnen und ihrem Pferd das Leben schwer. Sie sind dafür zuständig Angst
entstehen und empfinden zu lassen. Ist Ihr Pferd im Gelände in höchster Anspannung, können Sie davon ausgehen, dass diese kleinen mandelförmigen Teile hyperventilieren.
Die Mandelkerne signalisieren Angst und veranlassen den Körper Stresshormone auszustoßen. Diese tun dann ihr übrigens, um das Pferd aus der Fassung zu bringen.
Noch etwas passiert. Der Teil im Gehirn der für rationales Denken zuständig ist, der präfrontale Cortex, wird quasi boykottiert. Er hat Pause, da die Mandelkerne regieren.
Nun ist das im Gehirn nicht anders als beim Muskelaufbau. Was benutzt wird, wächst, was nicht benutzt wird verkleinert sich wieder. Use it or loose it!
Signalisieren die Mandelkerne immer Gefahr, arbeiten sie, entstehen in ihnen immer mehr Verbindungen zwischen den einzelnen Nervenzellen und umso effektiver vernetzten sie sich. Hingegen in
der Region, in der das Pferd Situationen als ungefährlich bewerten könnte, werden Verbindungen mit der Zeit gekappt. Das ist der Grund, warum sich manche Situationen oft verschlimmern, als
verbessern. Jetzt kommen Sie wieder ins Spiel. Sorgen sie dafür, dass die Amygdala Pause bekommt und der präfrontale Cortex arbeiten muss. Nein, Sie fangen nicht beim alleine Ausreiten an,
hier ist das Kind schon in den Brunnen gefallen und die Situation oft schwer in den Griff zu bekommen. Die Arbeit in Dual-Aktivierung hat neben dem Erlernen von Koordination und Balance,
die Eigenschaft, dass sich Pferde konzentrieren müssen. Durch ein innovatives gezieltes Bewegungsprogram, wird die Konzentration des Pferdes trainiert, dadurch verschaffen
Sie sich wieder Zugang zum Pferd … Der Adrenalinspiegel wird gesenkt, Ihr Pferd wird ruhiger, ist schneller wieder ansprechbar. Durch das Erlernen von Balance und Koordination hat das Pferd auch keine Angst, eventuell nicht fluchtbereit zu sein.
Sie werden nach einer Trainingseinheit in der Dual-Aktivierung nicht durch München reiten können, aber sie verschaffen sich und dem Pferd, mit regelmäßigem Training einen Zugang, entspannter und angstfreier ihr Beisammensein zu genießen.