Da reiten Sie nun vom Spazierenreiten wieder heim und…schon wieder hat das Pferd Angst vor der Parkbank. Beim Wegreiten war es schon ein Theater, dann ging es aber und jetzt fängt das Ganze wieder von vorne an. „Mann, es ist doch vorher auch dran vorbei gelaufen!„
Einen kleinen Einblick in das Pferdegehirn verrät uns, warum sich Pferde manchmal, für uns unverständlich, verhalten.
Ein Grund dafür ist die visuelle Verarbeitung im Gehirn.
Das Seh , – und Wahrnehmungsvermögen des Pferdes unterscheidet sich z.T. deutlich von dem des Menschen.
Der Mensch sieht ein Objekt deutlich mit beiden Augen. Zudem teilt sich der Sehnerv (N.Opticus), der vom Auge ins Gehirn verläuft, in der Sehnervkreuzung ( Chiasma Opticum) je zur Hälfte in beide Gehirnhälften auf, bevor er zu den Sehzentren weitergeleitet wird. Selbst wenn der Mensch sich ein Auge zu halten würde, bekommen beide Gehirnhälften genug Information um sich bewusst zu werden, dass da ein Objekt ist.
Anders beim Pferd. Erstens sieht es das Objekt meistens nur mit einem Auge und zweitens gelangt diese Information bis zu 85% in die gegenüberliegende Gehirnhälfte.
Die andere Gehirnhälfte „weiß“ nur zu ca 15%, dass das Objekt (das dem Pferd vielleicht sogar noch Angst macht, immerhin kennt doch jeder die Gefahr die von einer Parkbank ausgeht!) da ist. Das Pferd ist sich darum, auf der Seite, auf der es das Objekt nicht gesehen hat, gar nicht bewusst, dass da überhaupt eins ist …, eine Mülltonne oder eine Parkbank, Plastiktüte … Links: Kapiert, rechts nicht registriert!
Wenn ein Pferd mit der linken Seite die Parkbank sieht und erschrickt, ist diese Information, zum Großteil, nur der rechten Gehirnhälfte zugänglich. Erst wenn das Pferd die Parkbank mit dem anderen Auge auch gesehen hat, ist es beim Pferd auf beiden Seiten bewusst, dass da eine Parkbank steht. Also nicht wundern, wenn sichs am Rückweg vom Spazierenreiten an der gleichen Parkbank erneut erschrickt.
Quelle: Praxisorientierte Anatomie und Propädeutik des Pferdes :Wissdorf;Gerhards;Huskamp;Deegen;S.849 2002
Text, Bild u.Idee: Geitner /Schmid