Es gibt diese Tage. Nix klappt aber auch rein gar nichts. Das Pferd wie ausgewechselt.
Beim Longieren rast es im Kreis herum wie Speedy Gonzales, ist sehr unkooperativ in der Reitstunde und im Gelände benimmt es sich, als hätte es das Verkehrsschild an der Ecke im Leben noch nie gesehen…und überhaupt an diesen Tagen ist einfach was in der Luft.
Dass die Dressurstunde Geld und Zeit kostet, interessiert das Pferd auch nicht. Nach unendlich langen 45 min kämpfen und sich quälen beschließt der Reitlehrer das Problem selber „in die Hand“ zu nehmen und schafft es dann nach weiteren 30 Minuten doch noch den Galoppwechsel zu absolvieren.
Leider reagiere viele Menschen in solch angespannten Situationen damit ihre Selbstbeherrschung zu verlieren. Die Erwartungen an das Pferd wurden bei Weitem nicht erfüllt und die Reaktionen des Menschen auf das widerspenstige Pferd sind oft nicht schön anzusehen. Leider wird aus Unwissenheit und Hilflosigkeit hart durchgegriffen, was einem oft kurz danach schon wieder leidtut, also wird versucht noch irgendeinen positiven Abschluss zu finden, mit etwas, dass das Pferd gut kann.
Ja, glaubt man denn im Ernst, nur weil das Pferd am Schluss noch rückwärtsgerichtet wurde,( weil das immer funktioniert) dass es die dreiviertel Stunde davor vergessen hat? Pferde besitzen wahrscheinlich nicht die Intelligenz eines Schimpansen, aber so vergesslich sind sie nun auch wieder nicht. Das wunderbare an Pferden ist, dass sie nichts vergessen aber alles verzeihen. Bis zu einem gewissen Punkt. Wenn natürlich jedes Mal das Gleiche schief läuft, haben wir uns selber ein Problem kreiert.
Merkt man, dass eine Einheit aus dem Ruder läuft, wäre es das Einfachste den Plan (falls man überhaupt einen hat) zu ändern. Es werden dann heute halt mal keine Zirkuslektionen geübt, oder der Galoppwechsel abgefragt.
Um unschöne Szenen zu verhindern und um keine frustrierte Menschen und verwirrte Pferde zurückzulassen, sie verstehen nämlich so manch menschliche Reaktion nicht, wäre es manchmal sinnvoller die Pferde einfach wieder auf die Koppel zu stellen und das ganze am nächsten Tag nochmals mit dem Pferd zu besprechen. Mit Gewalt geht gar nichts.
Auch früher aufzuhören, ganz besonders dann, wenn es gut läuft, hat sich bewährt und erzielt den höheren Lerneffekt. Oft „reitet“ man über den Punkt und die Konzentration und das Aufnahmevermögen von Reiter und Pferd laufen schon gegen null. Besser wird’s dann oft nicht mehr.
Um an sein Ziel zu gelangen, ist es vernünftiger und besser auch mal zurückzustecken und den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen. Die Erwartungen die wir ans Pferd haben etwas herunterzuschrauben und nicht auf das beste Ergebnis bestehen. Oft klappts dann besser als man denkt.
Text u. Idee: Geitner /Schmid