Was ein Pferd auf der linken Seite lernt, muss man ihm auch von der rechten Seite beibringen. Soweit so gut, weiß jeder, macht jeder. Warum das so ist, wissen wenige. Daran ist nicht nur die Händigkeit „schuld“. Die Gehirnhälften der Pferde sind nicht in dem Maße miteinander vernetzt, wie die des Menschen. Was ein Pferd auf der einen Seite an Bewegungen oder Berührungen lernt, kann nicht automatisch auf die andere Seite übertragen werden. Vor allem bei Pferden, die nicht viel Umgang mit dem Menschen hatten und sich noch nicht berühren lassen, ist das in seiner Ursprünglichkeit sehr schön zu beobachten. Am einfachsten kann man sich solchen Pferden frontal nähern. Sie versuchen ihre empfindlichen angreifbaren Seiten zu schützen. Die linke Seite zu berühren ist dann meist einfacher, als die rechte Seite anzufassen.
Links ist dann schon kein Problem mehr, während sie sich rechts noch partout nicht anfassen lassen. Die meisten haben jetzt nix mit halben Wildpferden zu tun, aber auch unsere Pferde, die wir täglich arbeiten, ist der Unterschied zwischen linker und rechter Seite oft noch sehr gut zu beobachten. Macht das Aufsteigen Probleme, ist es z.B. immer ratsam, den Kopf des Pferdes auf die rechte Seite wenden zu lassen, damit es die Zusammenhänge des Aufsteigens leichter verknüpfen kann.
Darum alles beidseitig machen, damit Pferde die Chance haben von beiden Seiten zu lernen, und die Vernetzung der Hirnhälften gefördert wird. Das macht uns und den Pferden den Alltag einfacher.
Michael Geitner und Alexandra Schmid
Bild: Eliane Reichelt