Wenn ein Pferd uns anrempelt, den Hintern zudreht oder uns auf den Fuß steht, es uns hilft frühzeitig seinen Rücken zu verlassen oder gar unmissverständlich klar macht, dass es durchaus in der Lage ist, zentrierte Tritte zu setzten, spätestens dann sollten wir überlegen:
Was läuft da schief und was sollten wir möglicherweise ändern?
Für einen fairen Umgang mit dem Pferd, und um uns auf unser Pferd verlassen zu können, sind weder rohe Gewalt noch “gar keine Erziehung” hilfreich.
Um sicher durchs Leben gehen zu können, brauchen wir Grenzen, auch im Umgang mit Pferden. Diese Grenzen zu setzten und Regeln aufstellen, fängt aber nicht erst an, wenn das sonst so liebe 600 kg Pferd beschließt, einen anderen, als der von uns vorhergesehene Weg zu gehen, oder (Gott bewahre) seinem Fluchttrieb nachgeht und wir noch hinten dran hängen.
Wer nicht anfängt schon auf Kleinigkeiten zu achten, welche im täglichen Umgang wichtig sind, und das Pferd an die äußersten Grenzen gehen lässt, muss oft mit drastischen Mitteln durchgreifen. Da bekommt es dann oft den geballten Zorn des Menschen zu spüren, der sich einfach nicht mehr anders zu helfen weiß.
Natürlich wird uns das Pferd dann vielleicht nicht mehr umrennen, aber nicht weil es
uns respektiert, sondern weil es die Konsequenzen fürchtet. Vertrauen in die Führungsqualitäten ist weder mit großzügiger Nachgiebigkeit, noch mit harten Strafmaßnahmen zu erreichen. Wir gehen da oft von einem Extrem ins andere. Damit weisen wir uns aber nicht gerade als Pferdekenner aus, sondern als Menschen die es nicht verstanden haben Führung zu übernehmen.
Gerät ein Pferd an solche Menschen, ist es gezwungen, wenn es “um die Wurst geht”, selber zu entscheiden und wird dann nicht lange nachfragen … Stuft dieses Pferd im Parcours den Sprung nämlich als “nicht überwindbar” ein und vertraut seinem Reiter nicht, wird es einen Teufel tun und auf ihn hören. Es wird entscheiden, dass es nicht springt, da ihm die Konsequenzen egal sind und sein Überlebensinstinkt wichtiger ist.
Wie in jeder guten Beziehung steht das Pferd mit uns, wenn die Führungsfrage (zu unseren Gunsten) geklärt ist, im Dialog. Schließlich könnten wir ja unserer Fähigkeit Raubtiere zu erkennen plötzlich von heute auf morgen verloren haben. Das kluge Pferd baut vor und frägt nach, anstatt irgendwann als Raubtierfutter zu enden oder von einer dieser Plastiktüten gefressen zu werden.
Wer bewegt, bestimmt, wer führt. So einfach ist das. Z. B. darauf zu achten wer das Tempo bestimmt. Gehen sie ihr Tempo oder hat das Pferd es (oft ganz unbemerkt) geschafft uns auf seine Geschwindigkeit anzupassen? Ganz sicher ist, das Pferd bemerkt es.
Grenzen und Regeln bilden ein Geflecht aus Sicherheit und schaffen Vertrauen, um eine funktionierende “Beziehung” mit einem Pferd einzugehen.