Es ist durchaus häufiger in den einheimischen Gefilden unserer Reithallen zu beobachten, dass diverse Lederriemen in allen Varianten an Pferden angebracht werden. Es gibt dutzende Varianten verschiedener Verwendungsmöglichkeiten, und man sollte zumindest studiert haben, um einen groben Einblick zu erhalten. Angefangen vom fest zugeschnürten Sperrriemen am Pferdemaul, über Ausbinder und Dreieckszügel, bis hin zum Schlaufzügel. Unendliche Kreativität. Na ja, es ist ja auch genügend Platz am Pferd.
Einmal nachgefragt zu was man denn die Ledervielfalt benötigt, erntet man Blicke als komme man von einem anderen Stern. Es ist doch schließlich wichtig, dass der Kopf unten ist und das Pferd über den Rücken läuft. Dem Pferd muss doch gezeigt werden, wie der Kopf zu halten ist und wenn man dann den Kopf nach links und rechts „einstellt“ gymnastiziert man schließlich die Muskulatur. Das Pferd gibt nach! (Auch wenn es von außen wirkt, als versuche man den Unterkiefer durchzusägen).
Ja, nur so hat man überhaupt eine Chance ein Pferd zu bekommen, welches in der Lage ist diese hohen gestellten Anforderungen zu erfüllen. Der Kopf muss doch runter, dass das Pferd über den Rücken läuft. Wie um Himmelswillen sollte man den sonst dem Pferd eine ordentliche Muskulatur aufbauen? Es soll gefälligst nicht auf der Vorhand latschen. Wie soll das denn sonst bitte gehen? Und wenn man mit einem normalen Gebiss nicht durchkommt?
Bitte, es gibt überall sehr kreative Konstruktionen. Probiert man halt mal durch. Irgendwann wird das Genick schon nachgeben und das Pferd wird butterweich im Maul.
Es ist leider Usus geworden, sobald ein Pferd die gewünschte „Form“ nicht zeigt, diese mittels Hilfszügel schneller „herzustellen“. Reiterliches Können, selbstständig denkende Reiter, reel gerittene Pferde bekommt man durch eine gute Ausbildung. Und es braucht Zeit! Die ist wie wir alle wissen knapp. Also wenn es mit Schlaufzügeln schneller geht, – her damit.
Immerhin Erklärungen. Oftmals macht man aber Dinge, weil es alle machen, selbst wenn man das Gefühl hat, dass es falsch ist.
Und hier liegt der Hund begraben über, dass wir uns alle mal ein bisschen Gedanken machen sollten. Der Zwang einer Stallgemeinschaft ist nicht zu unterschätzen. Ehrlich, wer setzt sich schon gerne abfälligen Blicken aus und erträgt das Getuschel hinter dem Rücken. Entschuldigung meine Damen, aber auch Frauen können grausam sein.
Oft erfordert es schon eine Menge Mut sein Pferd ordentlich auszubilden. Rückgrat zu haben und zu erklären, dass man die vorgeschlagenen Hilfszügel nicht benötigt. Da kann man ganz schnell zum Außenseiter werden … und wer will das schon? Wer das kennt, weiß den Begriff „Stutenbissigkeit“ neu zu definieren.
Leider wird der Druck der Gemeinschaft oftmals auf dem Rücken der Pferde ausgetragen.
Sich Zeit zu nehmen und die Geduld zu haben sich auf ein lebendes fühlendes Wesen einzulassen. Sein Geld, anstatt in Hilfszügel zu investieren, einen guten Ausbilder bezahlt.
Selbstsicherheit bekommt man durch Wissen und Können. Das wiederum muss man sich aneignen. Aber schließlich werden Erfolg und ein „Partner Pferd“ all das Gerede übertönen. Dann wird es oft ganz still in der Stallgasse.
Text u. Idee: Geitner /Schmid