Wir Pferdeliebhaber geben Unmengen an Geld aus. Angefangen vom Pferdemüsli, welches sich locker auf dem Frühstücksbuffet eines 3 Sternehotels präsentieren könnte, über modern designte Pferdedecken, nebst farblich passenden Bandagen und Halfter, bis ( leider) hin zu
den unglaublichsten Hilfszügeln und abenteuerlichsten Gebissen.
Nicht zu vergessen die säuberlich geschnippelten Biokarotten ,die Schatzi (vor dem 3 Sterne Müsli) mundgerechten Häppchen serviert bekommt.
Das Highlight eines jeden modebewussten Reiters sind natürlich die Glitzersteinchen im Stirnriemen. Ohne die kann man nicht reiten. Das geht nicht.
Dabei wäre es oft sinnvoller in die eigene, sowie in die Ausbildung des Pferdes zu investieren, anstatt seine Aufmerksamkeit auf den Versandhauskatalog zu richten.
Wir stehen vor der Koppel und das Pferd weigert sich zu kommen. Auf dem Weg dorthin hatte es den Kopf schon zehnmal im Gras, denn das schmeckt sowieso besser. Wir stehen eine Stunde vor dem Hänger, bis das Pferd uns endlich klarmachen konnte, dass es da auf gar keinen Fall reingehen wird. Loslaufen beim Aufsteigen finden manche Pferde prima und wir werden zu gymnastischen Höchstleistungen animiert, um endlich raufzukommen.
Auch beim Reiten begegnen sich oft zwei Welten. Die des Pferdes und die des Reiters. Oftmals, auch wenn es sich noch so Mühe gibt, ist das Pferd nicht in der Lage die „Hilfen des Reiters“ zu verstehen und agiert dann in Eigeninterpretation.
Es nützt dem Pferd nichts, wenn wir die pinken Bandagen anlegen, aber nicht wissen, warum wir nicht am inneren Zügel ziehen sollten.
Die Aussicht auf Glitzersteinchen, die kunstvoll im Stirnriemen verarbeitet sind, werden das Pferd auch nicht dazu bewegen, schneller von der Koppel zu kommen.
Alles harmlos, aber man bedenke, es kann gefährlich werden, nämlich dann, wenn das Pferd sich anfängt, zu wehren und beschließt, dass wir nicht kompetent genug sind.
Spätestens wenn Schatzi mit dem Glitzerstirnriemchen unkontrolliert durchgeht, oder die Schlaufzügel drin sind und man versucht den Unterkiefer durchzusägen, ist Schluss mit lustig.
Wissen gepaart mit Erfahrung und der Bereitschaft zu lernen, ermöglichen erst einen partnerschaftlichen Umgang mit dem Pferd und verbessert die reiterlichen Fähigkeiten.
Perfekt zu werden dürfte schwer werden, aber vielleicht hilft uns das zu verstehen, warum das Pferd vor einer Plastiktüte Angst hat oder nicht „gerade um die Kurve„ läuft. Wir können lernen zu verstehen, dann ist sicher auch ein glitzersteinbesetztes Stirnriemchen drin.