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Aufgezäumt

By 3. Juni 2014Juni 10th, 2021Pferdewissen

Was doch so alles an Pferdekopf angebracht werden kann. Verzeihung auch “in” einen Pferdekopf, respektive dem Maul. Schaut man sich heute ein hoch dotiertes Springchampionat an, könnte man alleine über die Vielfalt der kreativ angebrachten Zäumungen eine Doktorarbeit schreiben. Das will ich Ihnen nicht antun. Aber ein kleiner Einblick schadet hin und wieder nicht.
Gebisse. Bei ordnungsgemäßem Gebrauch und einer feinen Reiterhand, und nur in dieser Kombination, sind sie sicherlich dazu geeignet, um die Feinjustierung einzustellen. Häufig jedoch verursacht blankes Metal auf den Zahnleisten, die aus Haut und Knochen bestehen und sehr empfindlich sind, Schmerzen. Wie Sie sich das vorstellen können? Ziehen Sie sich mal eine Kette übers Schienbein. Bei harter Hand, scharfem Gebiss und einem uneinsichtigen Reiter, dem es egal ist, ob dem Pferd die Zunge gequetscht wird, kann bzw. wird es verheerende Folgen für das Pferd haben.

Für die Zäumung auf Kandare, egal ob im Englisch – oder Westernbereich, gilt je länger die Anzüge oder Shanks, umso größer die Hebelwirkung. Druck auf die Zunge, den Gaumen und das Genick. Auch das Wort Zungenfreiheit kann man durchaus falsch interpretieren. Je höher die Zungenfreiheit umso “wirkungsvoller” das Gebiss. Das Pferd kann den Druck, welcher auf die Laden einwirkt, mit der Zunge nicht mehr ausgleichen.
Zudem bewirkt eine hohe Wölbung mehr Druck auf den Gaumen. Aber auch das ganz harmlos wirkende, doppelt gebrochene Gebiss hat so seine Tücken. Ist das Mittelstück beispielsweise zu lang, kommt es leicht vor, dass das Gelenk auf die Zahnleisten drückt.
Denken Sie jetzt aber bitte nicht, dass man “Gebisslos” weniger Schäden anrichten kann. Natürlich die Zahnleiste und die Zunge werden geschont.
Der empfindliche Nasenrücken ist manchmal jedoch schonungslos dem ausgesetzt, was Herr oder Frau Reiter gerade gut finden. Gebisslos kann eine sehr gute Alternative zum Gebiss sein. Man muss sich jedoch bewusst werden, wie sie wirkt. Viele gebisslose Zäumungen funktionieren über die Hebelwirkung. Es wird Druck auf den Nasenrücken und auf das empfindliche Genick ausgeübt. Je dünner die Auflagefläche und je härter das Material desto punktueller der Druck. Auch hier muss die Verschnallung berücksichtigt werden. Eine gebisslose Zäumung darf nicht zu tief verschnallt werden, dem Pferd wird sprichwörtlich die Luft zum Atmen genommen. Falsch verschnallt kann es, unangenehm auf die Austrittstelle (For infraorbitale) eines empfindlichen Nervs (N. Infraorbitales ) drücken.
Auch ein Knotenhalfter kann in ungeübten Händen zur Katastrophe für das Pferd werden.
Gleiche gilt für den Kappzaum. Eigentlich unentbehrlich zum Longieren. Gebisse sind hier sowieso aus der Diskussion. Aber auch hier gilt: Passen muss er.
Unpassend und zur Seite rutschend, hat das Pferd oft die Hälfte des Kappzaums im Auge. Zudem ist in die meisten Kappzäume, von der Serreta bis hin zum Wiener Kappzaum, Metall eingearbeitet welches, wenn der Kappzaum schlecht sitzt, schmerzhaft über den Nasenrücken gezogen werden kann.
Jedoch egal was wir verwenden, das Wichtigste ist die Reiterhand. Sie degradiert eine Zäumung zum Marterinstrument oder macht sie zum feinen Kommunikationsmittel.

Text u.Idee: Geitner /Schmid

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